Titel: Wertorientierte Steuerung: Shareholder-Ansatz
Fach: Controlling
Trimester: 4

Autor: Moritz Regnier
E-Mail: moritz@regnier.de
Datum: 17/07/2001;



Wertorientierte Steuerung: Shareholder-Ansatz

Grundprinzip und Historie

Der Shareholder Value-Ansatz wurde in den 80ern in den USA entwickelt und besagt, dass die Unternehmensentscheidungen sich nach der Auswirkung auf den Unternehmenswert richten.

Die Verzahnung der einzelnen Bereiche zeigt wie das unternehmenswertorientierte Controlling konzipiert ist:

Konzeption des Controlling

Grundsätzlich handelt das Unternehmen im Sinne der Anteilseigner (Investor Relations). Hierbei werden quantitative wie qualitative Ziele mittels strategischer und operativer Planung verfolgt. Zur Beantwortung der Frage „Um wie viel Euro steigt oder fällt der Unternehmenswert?“ werden Maßnahmen zur strategischen und operativen Kontrolle seitens der Unternehmen durch geführt. Anreizsysteme unterstützen diese Aufgabe.

Berechnung des Shareholder Value

Berechnung des Free Cash Flow

Der Free Cash Flow ist die Basisgröße für die Ermittlung des Shareholder Value.

Jahresüberschuss
- nicht anrechenbare Steuern
+ Abschreibungen (nicht zahlungswirksam)
+/- Veränderung der langfristigen Rücklagen (Pensionen)
= Cash Flow

- Investitionen in Anlagevermögen
- Investitionen ins Netto-Umlaufvermögen (working capital, d.h. Umlaufvermögen ./. kurzfristige Verbindlichkeiten wie Vorräte, Forderungen, Kassenbestand)
= Free Cash Flow

Ermittlung des Wertbeitrags einer Geschäftseinheit

Der Unternehmenswert ermittelt sich aus der Summe der abgezinsten Free Cash Flows der einzelnen Perioden und des abgezinsten Restwerts der Einheit. Dieser Unternehmenswert stellt den Wert aus heutiger Sicht dar.

Ermittlung des Shareholder Value im Gesamtkapitalansatz

Der Shareholder Value ist das Ergebnis folgender Rechnung:

+ Summe der Unternehmenswerte der Geschäftseinheiten
+ wert der Zentrale
- Kosten der Zentrale
= Wert des gesamten Unternehmens
- Marktwert des Fremdkapitals
= Shareholder Value

Berechnung der durchschnittlichen Gesamtkapitalkosten

WACC = Weighted Average Cost of Capital [hier mehr]

Ein Beispiel für den Fall, dass ein Unternehmen mit 25% EK und 75% FK finanziert ist:

(1 – 0,1 Steuersatz) * (0,61 * 0% zinsfreies FK + 0,14*8% FK-zinsen) + 0,25 * 16% = 5% kalk. Zinsfuss

Strategische Steuerung mit Hilfe des Shareholder Value

Nach dem Vergleich von Cash Flow größer oder kleiner als Investition ist eine Einordnung in das Boston-Portfolio möglich. Eine Interpretation ähnelt dem Produktlebenszyklus mit Nachwuchsprodukten, Starprodukten, Milchkühen und Auslaufprodukten.

Eine Querschnittsbetrachtung zeigt, dass die Cows und Stars die anderen dadurch tragen, dass sie einen positiven Free Cash Flow erzielen. Die Längsbetrachtung zeigt, dass sich jedes Produkt über den Produktlebenszyklus selbst finanziert und somit evtl. eine Prognose möglich macht.

Fallstudie

Boston-Portfolio

reales Marktwachstum (y-Achse)

realer Marktanteil (x-Achse)

Welche Normstrategien ergeben sich für die Geschäftseinheiten

A: CashCow => Abschöpfen

B: Dog => Eliminieren

C: ? => Selektion

D: ? => Selektion

E: Star => Aufbauen

Berechnung des Shareholder Value

Es folgt die schrittweise Vorgehensweise:

1.      Berechnung des WACC = 0,08*(1-0,05)* [2,5 Mio/6,4 Mio] + 0,15 – [1,3 Mio/6,4 Mio]
= 0,0602 = 6,02%

2.      Berechnung der Restwerte unter der Annahme, dass der durchschnittliche Free Cash Flow ein geeignetes Mittel ergibt. (ewige Verrentung)

3.      Diskontieren des geplanten Free Cash Flows und des Restwertes => Kapitalwert
Bspl. A: 4,0*1,0602-1 + 4,1*1,0602-2 + 3,7*1,0602-3 + 3,1*1,0602-4 + 2,5*1,0602-5 + 57,8*1,0602-5
= 58,00 Mio

4.      Summieren der (Zwischen-)Ergebnisse

5.      Subtrahieren des Marktwertes

Konkretisieren Sie die Portfolio-Normstrategien

A: CashCow => Abschöpfen => Wertbeitrag positiv => weiter abschöpfen

B: Dog => Eliminieren => Wertbeitrag negativ => im Laufe des Jahres 2002 eliminieren

C: ? => Selektion => Wertbeitrag negativ => sofort eliminieren

D: ? => Selektion => Wertbeitrag positiv => investieren

E: Star => Aufbauen => Wertbeitrag negativ => investieren

Lösungstabellen

Berechnung der Unternehmenswerte der SGEs

SGE

Unternehmens-wert

2001

2002

2003

2004

2005

Restwerte

A

58,1

3,8

3,6

3,1

2,5

1,9

43,2

B

-5,5

0,2

0,0

-0,3

-0,6

-0,6

-4,2

C

-6,8

-0,9

-0,9

-0,4

0,2

0,2

-5,0

D

4,0

-3,8

-1,8

0,8

2,0

3,0

3,7

E

3,3

0,1

0,1

0,2

0,2

0,3

2,5

Summe

53,0

-0,7

1,1

3,4

4,1

4,8

40,2

Berechnung des Shareholder Value

Summe der Unternehmenswerte der SGEs

53,0

Marktwert des Fremdkapitals

- 5,1

Shareholder Value

47,9

Eliminierung von Unternehmen C

6,8

Eliminierung von Unternehmen B

5,7

Neuer Shareholder Value

66,4