Titel: Shareholder Value Ansatz
Fach: Controlling
Trimester: 4.

Autor: Moritz Regnier
E-Mail: moritz@regnier.de
Datum: 22/08/2001;



Shareholder Value Ansatz

Grundprinzip

Alle Unternehmensentscheidungen richten sich nach dem Kriterium der Wertschöpfung im Sinne der Wertmehrung zu Gunsten der Anteilseigner (Shareholder).
Mit anderen Worten die ständige Maximierung des Eigenkapitals des Unternehmens.

Konzeption

Planung

Beruhend auf dem Unternehmensumfeld werden qualitative wie quantitative Ziele gesetzt:

·        Qualitativ; Steigerung des Erfolgspotentials

·        Quantitative; Steigerung des Eigentümerwertes

Das strategische Instrumentarium (strategische Planung) wird zur Erreichung dieser Ziele erweitert und anschließend operrationalisiert (operative Planung).

Steuerung

Dieser Ablauf führt zur Finanz- und Finanzierungsplanung des Unternehmens (Hier erfolgt die Ausrichtung aller Entscheidungen auf die Anteilseigner und deren Interessen).

Kontrolle

Zur Motivation der Mitarbeiter werden unternehmenswertorientierte Anreize geschaffen (Bezahlung nach Resultat, etc.). Eine operative sowie eine strategische Kontrolle steuert die Zielerreichung (=> Value Based Planning) bbzw. führt zu einer Zielrevision, die dann wiederum bei den qualitativen/quantitativen Zielen ansetzt.

Berechnung des Shareholder Value

Berechnung des Free Cash Flows

Jahresüberschuss vor Steuern und Zinsen (ebit = earning before interests and taxes)
- nicht anrechenbaren Steuern
+ Abschreibung (sind nicht auszahlungswirksam => +)
+/- Veränderung der Rückstellungen (z. B. Pensionen)
= Cash Flow

- Investitionen in Anlagevermögen
- Investitionen ins Netto-Umlaufvermögen (Working Capital, d. h. kurzfristige Verbindlichkeiten, Vorräte, Forderungen, liquide Mittel, etc.)
= Free Cash Flow

Wertermittlung der strategischen Geschäftseinheiten

Hierfür werden die erwarteten Free Cash Flows der folgenden Jahre prognostiziert und jeweils auf den Betrachtungs-/Vergleichszeitpunkt mit dem Gesamtkapitalkostenzinssatz diskontiert.

Shareholder Value mit Gesamtkapitalansatz

Die ermittelten Unternehmenswerte der Geschäftseinheiten werden mit dem Wert der Zentrale summiert. Werden die Kosten für die Zentrale abgezogen, erhält man den Wert des Gesamtunternehmens.
Der Shareholder Value ergibt sich nun nach Abzug des Marktwertes des Fremdkapitals des Unternehmens.

Berrechnung der Gesamtkapitalkosten

WACC = Weighted Average Costs of Capital ist ein Mischzinssatz aus Fremd- und Eigenkapitalzinsen, der sich zu unterschiedlich gewichteten Teilen errechnet, aus dem vertraglich geregelten Fremdkapitalzinsen und der Zinserwartung der Kapitalgeber am Markt.

Der Fremdkapitalzins ist vertraglich geregelt und wird auf Darlehn, Anleihen und sonstige Mittel angewendet.

Der Eigenkapitalzins wird als (iEK) bezeichnet und setzt sich als Addition aus risikoloser Verzinsung (irl) + einer Risikoprämie (iM + - irl)*Schwankungsfaktor (Betafaktor) zusammen.
Diese Methode ist auch als CAPM (= Capital-Asset-Pricing-Model) bekannt.

Hier ist iM als der Zinssatz am Vergleichsmarkt zu sehen.

Bspl.: iEK = 6% + 2*(8% - 6%) = 10%

Insgesamt ergeben sich dann Gesamtkapitalkosten nach dieser Formel:
WACC = FK/[EK + FK]*iFK + EK/[EK + FK]*iEK

Strategische Steuerung mit Hilfe des Shareholder Value

In Anlehnung an das Boston-Portfolio können folgende Aussagen getroffen werden:

Situation der Geschäftseinheit

Verhältnis von
Cash Flows:Investitionen

Normstrategie

Niedriger relativer Marktanteil & hohes Marktwachstum
Nachwuchsprodukt

Cash Flow < Investitionen
Hohe Kosten für Vertrieb, Produktion und Markterschließung, evtl. auch Produktentwicklung (Forschung)

Offensive/Selektion

Hoher relativer Marktanteil & hohes Marktwachstum
Star Produkt

Cash Flow > Investitionen
Wachstumsphase in der jedoch noch viel investiert werden muss.

Investition

Hoher relativer Marktanteil & Niedriges Marktwachstum
Milchkühe

Cash Flow >> Investitionen
kein weiteres Wachtum, also wenig Investitionen mit erheblichen Umsätzen

Abschöpfen

Niedriger relativer Marktanteil & niedriges Marktwachstum
Dogs

Cash Flow < Investitionen
schrumpfende Cash Flows bei laufenden Investitionen hervorgerufen durch Stagnation der Absätze

Desinvestieren

Generell gilt für diese Betrachtung, dass sich eine Investition dann lohnt, wenn ein positiver Wertbeitrag erreicht werden kann.

Eine Querschnittsbetrachtung des Boston-Portfolios führt zu dem Schluss, dass sich durch einen Ausgleich der Finanzen untereinander der Free Cash Flow des gesamten Unternehmens positiv sein muss.
Die Längsbetrachtung zeigt das sich jedes Produkt durch den Produktlebenszyklus selbst finanzieren kann (wichtig bei der Ermittlung von Prognosewerten).