Titel: Konjunktur
Fach: VWL
Trimester: 2.

Autor: Barbara Pohl
E-Mail: babse112@gmx.de
Datum: 26/08/2000;




Gliederung:

  1. Definitionen zur Konjunktur

  2. Zusammenhang zwischen Konjunkturtheorie und Konjunkturpolitik

  3. Statistische Bewegungsformen

  4. Konjunkturphasen

  5. Konjunkturansätze



Die Entwicklungsdynamik einer Volkswirtschaft zeigt sich in den folgenden drei Phänomenen:


Konjunktur

Wachstum

Strukturwandel

  • Arbeitslosigkeit, Inflation



  • Konjunkturtheorie



  • Konjunkturpolitik




Definitionen


Konjunktur:

  • enge Definition:
    ist auf einen speziellen Fall bezogen, Veränderung eines Wirtschaftssubjektes (Bsp.: Branchenkonjunktur: Strukturwandel)

  • weite Definition:
    Veränderung aller engen Konjunkturen, d,h, die Veränderung der gesamten Wirtschaft

  • modern:
    Mittelfristige Schwankungen im Auslastungsgrad des Produktionspotentials, d.h. des bei Vollauslastung des Arbeitsvolumens und des sachlichen Produktivvermögens erreichbaren (potentiellen) Outputs.

  • mit eigenen Worten:
    Die Schwankungen der Differenz zwischen Soll (Produktionspotential) und Ist (Bruttoinlandsprodukt) wird als Konjunktur bezeichnet, denn das, was ich maximal erreichen könnte, wird meist nicht ausgenutzt.

gespaltene Konjunktur:

  • Eine positive Konjunkturentwicklung in einigen Bereichen vollzieht sich gleichzeitig mit einer negativen Konjunkturentwicklung in den anderen Bereichen.


Das Produktionspotential setzt sich aus Arbeit, Boden und Kapital zusammen. Es ist eine „Soll“-größe, denn es zeigt, welches BIP in einer Volkswirtschaft zu einem bestimmten Zeitpunkt maximal erreicht werden kann.


Zusammenhang zwischen Produktionspotential und Inflation

Inflation

Die vorhandene Geldmenge wächst schneller

als das Produktionspotential

Deflation:

Die vorhandene Geldmenge wächst langsamer

als das Produktionspotential


Exogene Konjunkturerklärungen

Ursachen für Konjunkturschwankungen werden in außerwirtschaftlichen Faktoren wie z.B. Bevölkerungswachstum, Bevölkerungsalter gesehen


Endogene Konjunkturerklärungen

Ursachen für Konjunkturschwankungen werden in ökonomischen, innerwirtschaftlichen Erklärungen gesehen


Zusammenhang zwischen Konjunkturtheorie und Konjunkturpolitik


Die Konjunkturtheorie gibt die Grundlagen für die Konjunkturpolitik


Konjunkturtheorie

  • Allgemeingültige Thesen, welche die Wirklichkeit darstellen, wiederspiegeln, erklären sollen. (Meistens wenn-dann-Beziehungen)

Bsp.:

Steigt die Nachfrage, produzieren die Unternehmen mehr und machen somit auch mehr Gewinn


Konjunkturpolitik

  • Alle Maßnahmen, die zur Glättung von Konjunkturschwankungen dienen (und somit die Hypothesen der Konjunkturtheorie umzusetzen.)

Bsp.:

Die Nachfrage durch Werbung steigern.


Statistische Bewegungsformen


Man kann die wirtschaftlichen Schwankungen grafisch darstellen. Die unterschiedlichen Kurven erklären sich durch die unterschiedlichen Ursachen:

  1. Saisonschwankungen (rhythmische Bewegungen):
    Umsatzstarke und umsatzruhige Perioden kehren jährlich mit großer Regelmäßigkeit wieder.(z.B. in der Baubranche) Die zugehörige Kurve erinnert durch ihre Form an eine cos oder sin Kurve.

  2. Unregelmäßige Schwankungen (arythmetische Bewegungen):
    Die Wirtschaftsentwicklung kann durch plötzliche, unvorhersehbare Ereignisse (z.B.: Naturkatastrophen, politische Ereignisse, Streiks) beeinflußt werden. Das Ausmaß dieser Einflüsse ist statistisch schwer zu erfassen und die zugehörige Kurve ist unregelmäßig

  3. Konjunkturschwankungen (zyklische Bewegungen)
    In allen Marktwirtschaften sind Schwankungen der wirtschaftlichen Aktivität zu beobachten, deren typische Phasen mit unverbindlicher Regelmäßigkeit und unterschiedlicher Intensität in einem mehrjährigen Zeitraum in der gleichen Reihenfolge wiederkehren

  4. Langfristiger Trend (Auf- oder Abwärtsbewegung)
    Langfristig zeigt die wirtschaftliche Entwicklung aller Industrienationen eine stetige Aufwärtsbewegung, die von Saison- und Konjunkturschwankungen überlagert wird. Dieser langfristige Wachstumspfad der Volkswirtschaften hat seine Grundlage in der Entwicklung der Bevölkerungszahl, der ökonomischen Durchsetzung des technischen Fortschritts und den Möglichkeiten der Produktiv- und Humankapitalbildung.


(vgl. Grafik/Vorlesungsmitschrift, Buch Olten Seite 292)

Konjunkturphasen


Jeder Konjunkturzyklus verläuft im Grunde anders. Dennoch kann man ihn in vier Phasen einteilen, die mit unterschiedlicher Ausprägung immer wieder kehren:


  1. Unterer Wendepunkt:
    Typische Merkmale sind:


  • unzureichende Ausnutzung der Produktionskapazitäten und Lageraufbau


  • Unterbeschäftigung


  • schrumpfende Löhne und Gewinnmargen


  • geringe Nachfrage nach Konsum- und Investitionsgütern


  • große private Spartätigkeit durch die unsichere Lage


  1. Aufschwungphase (Erholung oder Boom):
    Typisch Merkmal sind:


  • steigende Nachfrage Ausland (Exportchancen durch relativ niedrige Preise) und/oder Staat


  • zunehmende Produktion


  • zunehmende Beschäftigung


  • noch relativ stabile Preise (Unternehmen produzieren bei steigender Auslastung mit sinkenden Stückkosten)


  • die Unternehmensgewinne steigen


  • noch stabiles Lohnniveau


(zur Erläuterung: von der Aufschwungphase zum Oberen Wendepunkt)


Hochkonjunktur: (kaum / gar keine Differenz zwischen Soll und Ist in einem Zyklus)
Typische Merkmale sind:


  • Preis- und Lohnsteigerung


  • hohe Gewinnspannen


  • erste Produktionsengpässe und somit längere Lieferzeiten


  • hohe / vollständige Kapazitätsauslastung


  1. Oberer Wendepunkt (Stagnation, Krise)
    Typische Merkmale sind:


  • Absatzschwierigkeiten durch schwierige Kostensituation und Inflation


  • Investitionen werden unrentabel, geplante werden nicht mehr realisiert


  • Finanzierungsschwierigkeiten, Konkurse


  • Lieferschwierigkeiten


  • Importe steigen, Exporte sinken


  1. Abschwungphase (Rezession)
    Typische Merkmale sind:


  • nachlassende Produktion


  • sinkende Aktienkurse und Gewinne


  • sinkendes Preisniveau


  • Kurzarbeit, Beschäftigung sinkt bis zum unteren Wendepunkt


  • Finanzierungsschwierigkeiten bei Unternehmen und Haushalten


  • Nachfrage nach Konsumgütern und Investitionen sinkt


  • Spartätigkeit steigt


y* = Produktionspotetial, N = tatsächliche Produktion

y* = N

theoretischer Fall (Vollauslastung): die maximale Auslastung wird erreicht

y* < N

Normalfall (Normalauslastung): das Maximum ist nicht erreicht

y* > N

unmöglicher Fall: Auslastung wäre höher als ihr Potential


Konjunkturansätze


(Vergleiche für einen erweiterten Standpunkt mit Olten Seite 299ff)

Einordnung:


Konjunkturtheorie

endogen

Verteilung




psychologisch




geldwirtschaftlich (monetär)

Überinvestition



güterwirtschaftlich (real)

Überinvestition, Unterkonsumtion



internationaler Konjunkturzusammenhang



exogen




Erläuterung der Einflussgrößen auf die Konjunktur


  • Verteilung

z.B.: Verhältnis von Löhnen und Gewinnen

  • Psychologie

z.B.: Stimmungen, Erwartungen

  • Monetäre Größen

z.B.: Preise, Zins

  • Gütereinflüsse

z.B.: Nachfrageschwankungen

  • Exogene Ursachen

z.B.: Verhalten des Staates


Makroökonomische Größen, die zur Konjunkturbeieinflussung wichtig sind


  1. Inflation / Preisniveaustabilität

  2. Vollbeschäftigung

  • beides Endziele, die man über Zwischenziele versucht zu erreichen

  • Das Erreichen eines Ziels führt automatisch zum Erreichen des anderen


Güterwirtschaftliche Konjunkturpolitik


  • läuft über Angebot und Nachfrage


  1. Angebotsorientiert

  • z.B. Steigerung des Sozialproduktes über eine Variation der Geldmenge (Steuern, Zinsen)


  1. Nachfrageorientiert

  • z.B. Steigerung des Sozialproduktes über eine Variation des Staatskonsums, der Staatsausgaben


Internationale Konjunktur vollzieht sich im güterwirtschaftlichen Bereich durch internationalen Wettbewerb sowie Import und Export


Konjunkturindikator Lageraufbau / -abbau:

Lageraufbau

Lagerabbau

weist auf einen Konjunkturabschwung hin, kann aber auch einen Konjunkturaufschwung bedeuten (das Unternehmen rechnet mit Aufschwung und produziert deswegen auf Lager)

weist auf einen Konjunkturaufschwung hin


monetäre Konjunkturpolitik


die Konjunkturpolitik zeigt sich in der

  • Fiskalpolitik

Hauptbereiche

  • Geldpolitik


  • Einkommenspolitik

Nebenbereich


  1. Fiskalpolitik

ist für die Budgetpolitik des gesamten Staatshaushalts verantwortlich

Budgetpolitik

Einkommensseite

Ausgabenseite

Steuern

größte Einnahmequelle des Staats

Veränderung der öffentlichen Investitionsausgaben

am stärksten Konjunkturwirksam

Gebühren, Beiträge

große Rolle in den Komunen, kleine Rolle für den Staat

Veränderung der Personalausgaben, des Staatsverbrauchs (Konsumausgaben)

am wenigsten Konjunkturwirksam

Schuldein-nahmen

2. größte Einnahmequelle des Staats

Transfers, Zinsausgaben



  • die direkten Steuern (auf Einkommen) haben den größten Einfluß auf die Konjunktur und sind auch am stärksten von ihr betroffen

  • Steuern


  • sind in Geld zu entrichten


  • geben kein Anrecht auf eine Gegenleistung


  • werden von öffentlichen Ämtern bezogen


  • Gebühren


  • bezahlt man für eine Leistung


  • sind tw. unterschiedlich hoch durch Lohnunterschiede, verschieden hoher Verschuldungen und abweichenden Kostenstrukturen der Komunen


  • Beiträge


  • einmalige Bezahlung (pro Peride)


  • Bezahlung für eine potentielle Nutzung


  1. Geldpolitik

  • Institutionen der Geldpolitik sind die Europäische Zentralbank (EZB) und die Deutsche Bundesbank (DBB)

  • Beeinflussung der Konjunktur über eine Variation der Geldmenge oder der Zinssätze


  1. Variation der Geldmenge:

M = Geldmenge

V = Umlaufgeschwindigkeit des Geldes

P = Preisniveau

Yr = reales Sozialprodukt


M*V = P*Yr

DM*V¯ = P¯*DYr,

DM = DYr


  • M muß im gleichen Ausmaß wie Yr wachsen, um ein inflationsfreies Wachstum zu gewährleisten

  1. Variation der Zinsen:

  • Über eine Steigerung der Zinsen bremst man das Wachstum und die Konjunktur einer Volkswirtschaft, was eine Senkung der Inflation zur Folge hat.



Hausgemachte Inflation

Anhebung der Umlauf- Geldmenge über Lohnerhöhung oder drucken von neuem Geld

Importierte Inflation

über den Wechselkurs


  • Bei sinkendem Zinsniveau steigen die Investitionen, da eine Fremdfinanzierung günstiger wird.

  • Um die Investitionen der Unternehmen zu steigern muß der Realmarktzins über dem Kapitalmarktzins liegen.
    Bsp.: Kauf einer Maschine
    Die Rendite, die mir die Maschine bringt, muß höher sein, als die Zinsen, die ich bekommen würde, wenn ich mein Geld auf einem Sparbuch legen würde.

Rendite einer Investition:

- Anschaffungswert

+ zusätzliche Gewinne durch die Investition


Internationale Konjunktur im monetären Bereich

  • Ist eine Importierte Konjunktur, da sie über den Wechselkurs die Kapitalmärkte beeinflußt.


monetaristische Endziele:

Geldstabilität nach innen und außen

  • innere Geldstabilität: Preisniveaustabilität

  • äußere Geldstabilität: Wechselkursstabilität


Zusammenhänge zwischen realem- und monetaristischem Ansatz


Beide Ansätze sind voneinander abhängig und ergänzen einander:

  • Eine Veränderung des Konsums kann man über Einkommens- sowie Angebotsänderungen erreichen

  • Eine Veränderung des Wechselkurs hat Auswirkungen auf Angebot und Nachfrage im Inland, da hierdurch die Export- und Importbedingungen verändert werden


Quellen: Vorlesungsmitschriften, Rainer Olten: „Volkswirtschaftliche Grundprobleme“